8. Metasprachliche Reflexion

Als Metasprache wird das bewusste Sprechen über Sprache bezeichnet. Die implizite Sprache wird zum Gegenstand der Betrachtung, sodass explizite Regularitäten abgeleitet werden können. Ziel dieser reflexiven Methode ist es, dass sich Kinder und Jugendliche mit Sprachbeeinträchtigungen bewusst mit der Sprache auseinandersetzen. Somit können sie eine vertiefte Einsicht erfahren sowie Zusammenhänge begreifen (Motsch & Riehemann, 2017).

Metasprachliche Strategien lassen sich in der Praxis auf allen Sprachebenen finden und anwenden. Die einzelnen Bereiche werden in Metaphonologie (phonologische Bewusstheit), Metasyntax und Metamorphologie, Metasemantik und Metalexik sowie Metapragmatik unterteilt. Sie lassen sich wie folgt einordnen und abgrenzen:

 

Metaphonologie (phonologisches Bewusstsein):

  • Reimpaare erkennen
  • Silben zusammensetzen
  • Silben segmentieren, d. h. ein Wort wird in Silben gegliedert
  • An- und Auslaute vergleichen
  • Phonemsegmentierung, d. h. das Wort wird in einzelne Laute/Buchstaben zerlegt
  • Phonemsynthese, d. h. einzelne Laute/Buchstaben werden zu einem Wort zusammengefügt
  • Fachbegriffe „Laut“, „Buchstabe“ etc.

 

Metasyntax & Metamorphologie (syntaktisches & morphologisches Bewusstsein):

  • Beurteilung der Grammatikalität von Sätzen (Übereinstimmung mit dem Sprachgebrauch)
  • Bestimmen von Satzgliedern
  • Reflektieren der Satzstellung
  • Reflektieren der Wortbildung
  • Fachbegriffe „Wortart“, „Satz“, „Satzgegenstand“ etc.

 

Metasemantik & Metalexik (semantisches & lexikalisches Bewusstsein):

  • Erarbeiten von Wortfeldern
  • Erkennen von semantischen (paradigmatischen) Relationen (z. B. Oberbegriffe, Synonyme)
  • Reflexion von Metaphern
  • Fachbegriffe „Wort“ etc.

 

Metapragmatik (pragmatisches Bewusstsein):

  • Reflexion sozialer Regeln der Sprache (z. B. Höflichkeit)
  • Sprachwitze
  • Beurteilung des Verständnisses von Ironie und Sarkasmus
  • Einschätzen der Adäquatheit und Vollständigkeit einer Äußerung etc.

Für jeden einzelnen dieser Bereiche lassen sich Techniken ableiten, mit welchen metasprachliche Reflexion innerhalb der Unterrichtspraxis, der Förderung und in der Therapie (bestenfalls übergreifend) eingesetzt werden kann:

  • Sprachliche Erklärung: Schüler:innen und Lehrkräfte treten in Austausch über das sprachliche Phänomen.
  • Sprachliche Kontrastierung: Gegenüberstellung zweier sprachlicher Strukturen, um diese so voneinander abzugrenzen
  • Visualisierung: Einsatz visueller Hilfen in Form von Bildern, Piktogrammen oder Symbolen
  • Einbettung in Handlung: Integration eines sprachlichen Phänomens in eine Handlung, Situation oder Geschichte
  • Schrift: Sprachliche Phänomene werden durch Schrift für die Schüler:innen dauerhaft sichtbar gemacht.

Beim Aufbau metasprachlicher Brücken sind Pädagog:innen oder Therapeut:innen keinerlei Grenzen gesetzt. Letztlich erweist sich all das als wirksam, was, unter Berücksichtigung der altersgemäßen kognitiven Beanspruchung, fantasiereich und motivierend in den sprachlichen Kontext eingebettet wird (Motsch & Riehemann, 2017).

 

Weiterführende Literatur/Links


Erfurter Sprachhäppchen (Uni Erfurt): Kontextoptimierung – syntaktisches und morphologisches Bewusstsein: https://www.youtube.com/watch?v=7zDOZbmebW0