3. Kommunikationsfördernde Bedingungen

Im unterrichtlichen Setting kommen „[…] kommunikativen Prozessen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen sowie Schüler:innen untereinander eine Schlüsselrolle [zu]“ (Spreer & Theisel, 2023). Kommunikation gilt demnach als Herzstück des Unterrichts und bedarf zentraler didaktischer Überlegungen. „Aufgrund von kommunikativen Misserfolgen fehlt [Kindern und Jugendlichen mit Sprachbeeinträchtigungen] meist die Motivation [und das Selbstvertrauen], sich sprachlich zu äußern und sich in ein Unterrichtsgespräch einzubringen“ (Reber & Schönauer-Schneider, 2022). Deshalb benötigen sie als Voraussetzung und Grundlage für eine erfolgreiche sprachliche Entwicklung und Förderung geeignete Kommunikationsbedingungen.

Diese werden im Folgenden aufgeführt:

Kommunikationsfördernde Atmosphäre

  • Kommunikationsregeln/Gesprächsregeln einführen
  • auf einen wertschätzenden Umgang der Schüler:innen untereinander und zwischen Lehrkraft und Schüler:in achten
  • Wortwahl und Sprachgebrach im Sinne eines demokratischen und schülerorientierten Menschenbilds (ressourcenorientiertes Nachfragen, echtes Interesse an den Äußerungen der Schüler:innen, bewusste und ironiefreie Rückmeldungen über nuanciertes Feedback)
  • Aussagen der Schüler:innen würdigen und diese gezielt aufgreifen (und diese zulassen, würdigen, lenken, weiterführen, evozieren, unterstützen etc.)
  • ein angstfreies, positives Klima schaffen (ohne Auslachen!)
  • ausreichend Zeit zum Sprechen geben und Schüler:innen ausreden lassen
  • eine Fragekultur schaffen und Zeit zum Fragen geben (Unterstützung der Schüler:innen, ihr eigenes Sprachverstehen wahrzunehmen und ggf. nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben und dieses Nachfragen auch zu loben; vgl. Monitoring des Sprachverstehens: Hachul & Schönauer-Schneider, 2019)
  • situative Stille-Phasen einplanen

 

Sprechanlässe

  • Rituale als Sprechanlässe einsetzen (z. B. Schulbeginn, Kalender, Tagesplan, Reflexion, Wiederholung des Gelernten)
  • sprachliche Rituale während des Schulalltags einplanen (z. B. Wiederholung von Regeln, Klassenkonferenz, Begrüßung und Verabschiedung)
  • sprachliche Hilfen zur Unterstützung der Kommunikation im Klassenzimmer/bei sozialen Prozessen anbieten (u.a. auch bei Konflikten etc.)
  • räumliche Gliederung des Klassenzimmers (z. B. Rückzugsplätze im Klassenzimmer für den sprachlichen Austausch in Kleingruppen; Kommunikations- bzw. Gesprächsecken im Klassenzimmer (z. B. bequeme Sitzmöbel/runder Tisch)
  • Plenumsphasen reduzieren bzw. die Schüler:innen auch in frontalen Phasen sprachlich aktivieren (z. B. mit sprechanregenden Impulsen oder offenen Fragen)

 

Kommunikationsfördernde Sozialformen und Methoden

  • kooperative Methoden einsetzen, z. B. https://deutsch-lernen.zum.de/wiki/Kooperatives_Lernen#Methoden
  • zwingende Sprechanlässe in Gruppen- und Partnerarbeit schaffen, Austausch sinnvoll strukturieren, z. B. mit Fragen/Sprechimpulsen/konkreten Aufträgen
  • „Chat- und Meetingpoints“/Murmeltreffpunkte gestalten: Treffpunkte bzw. Orte im Klassenzimmer, an dem zwei bis drei Schüler:innen jeweils zu einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Frage “murmeln”, sich also austauschen; z. B. Vorwissen zu einem Thema, Stimmungsabfrage, Sicherungsphase, Abfragen von Vokabeln etc.
  • echte Kommunikationssituationen schaffen, z. B. auch an außerschulischen Lernorten
  • Förderung von Dialog und sozialem Miteinander durch das eigene Interaktionsverhalten (z. B. Nachfragen, Spiegeln von Aussagen, Blickkontakt halten, Turntaking beachten) und vielfältige Methoden (z. B. Rollenspiele, Dialogkarten, Innen- und Außenkreis)

Weiterführende Literatur/Links

 

Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (2023): dgs-Broschüre zur Sprachförderung in der Schule. Download unter: https://www.dgs-ev.de/publikationen/broschueren-sprachfoerderung

 

Handreichung: Sprachliche Rituale im Förderschwerpunkt Sprache – S-Team & AK DaZ Oberbayern (2023): https://fs-ob.de/handreichung-sprachliche-rituale/

 

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), Bayern: Sprachförderung durch den Einsatz von Redemitteln (in verschiedenen Unterrichtsfächern); Beispiel Mathematik: https://kurzelinks.de/rbij

 

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), Bayern: Satzstarter für ein wertschätzendes Klassenklima: https://kurzelinks.de/46hu