Gerhard Zupp

Brief des Bundesvorsitzenden zum Jahreswechsel

Ein Jahr, das sprachlos macht…

im Januar der Sturm aufs Kapitol in Washington, im Februar putscht das Militär in Myanmar und stürzt die Regierung vom Aung San Suu Kyi. Die deutsche Corona-Politik steckt zwischen Lockerungswünschen und der Angst vor Virusmutationen fest. Extremwetter mit Schnee, Eis und Glätte legt Mitteldeutschland lahm. Im März erleben wir Regel-Wirrwarr, Impf-Chaos und die politisch Verantwortlichen stehen massiv in der Kritik. Eine Korruptionsaffäre schürt das Misstrauen. Ein einzelner Frachter im Suez-Kanal behindert den globalen Warenverkehr. Wer macht's? Die Frage der Kanzlerkandidaturen überdeckt im April zeitweise selbst das Thema Corona. Vor allem das Duell Laschet gegen Söder polarisiert. Die Regierung beschließt eine "Bundesnotbremse". Im Mai sinken die Corona-Fallzahlen und beinahe deutschlandweit kann die Notbremse aufgehoben werden und Infektionsschutzmaßnahmen werden schrittweise gelockert. Neuer Streitpunkt ist die geplante Impfung von Kindern und Jugendlichen. Unruhen in Jerusalem eskalieren zu einem Raketenkrieg zwischen der palästinensischen Hamas und Israel. Belarus zwingt eine Ryanair-Maschine zur Landung in Minsk und inhaftiert einen regimekritischen Blogger. Im Juni steigt (endlich) die Impfquote und die Zahl der Coronavirus-Infektionen sinkt. Hitze führt in Mitteldeutschland zu Unwettern und in Tschechien zu einem Tornado. Im Juli hinterlässt eine Hochwasser-Katastrophe ungekannten Ausmaßes im Westen Deutschlands Tod und Zerstörung. Der völlig missglückte Abzug der Nato aus Afghanistan beherrscht im August die Schlagzeilen. In der Corona-Pandemie vollzieht sich ein Strategiewechsel. Ein UN-Bericht und Waldbrände verdeutlichten die Klimakrise. Im September gewinnt die SPD die Bundestagswahl - dennoch bleibt zunächst unklar, wer Bundeskanzler wird. Vorteile für Genesene und Geimpfte machen Druck auf Ungeimpfte. Im Oktober geht eine Ära zu Ende, Kanzlerin Merkel ist nur noch geschäftsführend im Amt; SPD, Grüne und FDP verhandeln eine Ampelkoalition. Die Corona-Zahlen steigen wieder, allen voran in Thüringen und Sachsen. Im November stellen SPD, Grüne und FDP ihren wochenlang ausgehandelten Koalitionsvertrag vor. Die vierte Corona-Welle rollt über das Land und stürzt das Gesundheitssystem erneut in eine Notlage.

Das kann einen wirklich sprachlos werden lassen… und darf es doch nicht. Die Fähigkeit, Sprache erzeugen und verstehen zu können, macht den Menschen zu etwas Einzigartigem, bürdet ihm aber auch eine große Verantwortung auf, denn Sprache ist das Mittel schlechthin, um menschliche Beziehungen herzustellen, Verhalten zu beeinflussen und Informationen weiterzutragen. Worte können zum Handeln veranlassen. Sie verhelfen uns, uns zu schützen und höchste Ziele oder Ideale zu formulieren – Sprache ist im menschlichen Miteinander das wichtigste Mittel zur Verständigung. „Sprache ist der Schlüssel zur Welt.“ (Wilhelm von Humboldt) Sie erlaubt uns die Gestaltung unseres Zusammenlebens. Und genauso wie die Welt ist die Sprache ein grenzenloses `Lernfeld`. Lassen Sie uns weiterhin in diesem großen Lernfeld Tag für Tag forschen und arbeiten und so mit dazu beitragen, dass Menschen `sprachlich werden und sprachlich bleiben`.

Ich wünsche Ihnen allen eine besinnliche Weihnachtszeit und für das neue Jahr viel Kraft, viel Freude und Erfolg bei Ihrer sprachfördernden Arbeit!